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Lafayette L3668a
Neg. Date: 11-08-1902

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Großherzog Michail Michailowitsch von Russland (1861–1929), Enkel von Zar Nikolaus I. von Russland, und seine morganatische Frau Sophie Nicholaiewna Gräfin de Torby (1868–1927), Tochter des Prinzen Nikolaus Wilhelm zu Nassau und Enkelin des russischen Dichters Puschkin.

Das Paar hatte drei Kinder – einen Sohn Michail, den sie ‚Boy' nannten und zwei Töchter Anastasia (‚Zia') und Nadjeda (‚Nadia'). Nadia heiratete 1916 George Mountbatten, den 2. Marquess von Milford Haven und wurde so zur Tante von Prinz Philip – dem Mann von Königin Elizabeth II.

Da es in Russland nicht möglich war, eine Ehe mit einer nicht standesgemäßen Partnerin zu schließen, heirateten sie 1891 im Exil. Man sagte, dass die Mutter des Großherzogs Michail tot umfiel, als sie das Telegramm las, indem die Ehe des Sohnes mitgeteilt wurde. Der Großherzog versuchte an verschiedenen europäischen Höfen einen Adelstitel für seine Frau zu erhalten. Aber nur der Großherzog von Luxemburg gewährte einen etwas obskuren Titel. Er nutzte diese Geschichte der morganatische Ehe als Grundlage für den Roman "Never Say Die", der 1908 in England veröffentlicht wurde. Auch im Exil änderte sich nichts an der berüchtigten schlechten Laune des Großfürsten, und wenn sie sich unter die Gesellschaft mischten, hatten die Leute großes Mitleid mit seiner Frau und ihrem Schicksal.

Trotzdem sah sich die Gräfin de Torby selber als Doyenne der russischen Gesellschaft in London. Als ein weiterer Großherzog namens Michail Alexandrowitsch nach London ins Exil ging, weigerte sich die Gräfin, die bürgerliche Frau dieses Großherzogs zu treffen. Sie war schwer beleidigt, dass die Gesellschaft durch den Court Circular verwirrt wurde, da es nun zwei Großfürsten Michail in London gäbe!

Der Großherzog und die Gräfin lebten über Jahre im schönen Kenwood House am Rande Londons. Beide wurden auf dem nahe gelegenen Hampsted Friedhof bestattet.

Daisy traf das Paar während der Jahre vor dem Ersten Weltkrieg in ihrer ersten britischen Residenz Keele Hall in Staffordshire sowie in Südfrankreich, in Newlands und in 1908 in Promnitz, als sie dorthin zur Jagd kamen. "Es tat mir sehr leid mich von Sophy und M zu verabschieden," schrieb Daisy in ihrem Tagebuch. "Er verhielt sich wirklich toll; Ich habe ihn nie so nett und ruhig gesehen. Er hat nichts Schlechtes über irgendjemanden gesagt und wir haben nicht einmal gestritten. Er war sehr herzlich! ..." Während dieser Zusammenkunft verständigten sich das russische und das Plesser Paar darauf, sich zu duzen – eine Intimität mit der sich der Fürst von Pless alles andere als wohl fühlte! Als der Großherzog und die Gräfin abreisten, schrieb Daisy über das offensichtliche Unbehagen ihres Mannes durch die neue Entwicklung in der Freundschaft: "heute am Bahnhof war es schrecklich, als sie sich zum Abschied auf die Wange küssen mussten." Der Großfürst war offensichtlich verliebt in Daisy, denn er hatte ein paar Jahre zuvor seine Gefühle auf eine für ihn eher untypische Weise in ihrem Gästebuch ausgedrückt: "Wenn es mein Schicksal ist, unglücklich zu sein, werde ich daran arbeiten, meine Sorgen in meinem eigenen Schoß zu verbergen und du sollst in mir immer einen treuen und herzlichen Freund finden."

Der Großherzog und die Gräfin tragen die Kleidung des russischen Hofes – die Kostüme, die sie zwei Tage zuvor bei der Krönung von König Edward VII. trugen. Daisy saß mit anderen Gästen in der privaten Loge des Königs in der Westminster Abbey. Sie behauptete aber in ihrer Biographie, dass "Ich mich nur an Sophy erinnern kann" von allen Gästen. Viele Erinnerungen dieser Zeit an die Zeremonien des russischen Hofes waren geradezu ekstatisch. Die rumänische Kronprinzessin machte, in ihrem gewohnten Schreibstil, nach ihrem ersten Besuch am russischen Hof keine Ausnahme: Ein Kokoshnik (russische Kopfbedeckung) in Form eines Heiligenscheins mit einem Schleier, der davon herabhängt war unbedingter Bestandteil [der Frauenkostüme], so dass jede Frau aussah, als sei sie gekrönt. Diese einheitliche Kleiderordnung machte alle Zusammenkünfte des russischen Hofes außergewöhnlich pittoresk, bereicherte sie mit Farbe und Brillanz wie nichts Vergleichbares; wahrhafte Bilder aus "Tausend und eine Nacht", Byzanz in seiner ganzen Pracht mit all dem geheimnisvollen Prunk des Ostens."

Dieses Foto wurde während der folgenden zwölf Jahre häufig in zahlreichen Gesellschaftsmagazinen wie The Car, Madame, The Lady's Field, und The Gentlewoman veröffentlicht.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum