previous pagenext page
Lafayette L5112
Neg. Date:
None
copyright V&A

Constance Edwina (1875-1970), jüngere Schwester von Daisy Fürstin von Pless, in der Familie und von Freunden Shelagh genannt, fotografiert in den Lafayette Studios vermutlich Ende 1906.

1901 heiratete sie ihre Kindheitsliebe und ihren Nachbarn, Hugh Richard Arthur Grosvenor, den 2. Herzog von Westminster (1879-1953), bekannt als Bendor nach seinem Großvaters Pferd, dem Gewinner des berühmten Derby Pferderennen. Er hatte einen enormen Besitz und große Ländereien. Gemeinsam hatten sie zwei Töchter und einen Sohn. Es wurde ausgerechnet, dass mit dem Erbe des Herzogtums 1899 das Einkommen des Herzogs heute etwa 47.000 Pfund am Tag entspräche.

Natürlich spielte Shelaghs Mutter keine unbedeutende Rolle dabei, ihre Tochter mit einem der "begehrtesten Junggesellen" (d.h. dem reichsten Herzog) in England zu verheiraten. Bei einer Gesellschaft im Blenheim Palace überzeugte Patsy den Prinzen von Wales (den zukünftigen König Edward VII.), Bendor zur Seite zu nehmen und ihm zu sagen, dass er im Garten alleine mit Shelagh gesehen wurde und er die Situation als Gentlemen nur dadurch bereinigen könne, indem er eine ehrliche Frau aus ihr mache. Bendor sagte Jahre später, dass es Patsy war, die die beiden für einen Spaziergang in den Garten geschickt hatte mit der Absicht, Bendor für die Kompromittierung des Ansehens ihrer Tochter verantwortlich machen zu können! Shelagh war nicht Bendors Favoritin und viel zu viele Mitglieder der Gesellschaft wussten von Patsys Verkuppelungskünsten. Lady Randolph Churchill, die während dieses Vorfalls ebenfalls in Blenheim war, schrieb ihrer Schwester, dass Shelagh "wahrlich nicht beliebt war, aber [die Leute] werden sich erniedrigen, wenn sie Herzogin wird…"

Shelagh und Daisy standen sich sehr nah, auch wenn sie in ihrer Erscheinung und in ihrem Charakter sehr verschieden waren. Sie besuchten sich häufig, unternahmen gemeinsam weite Reisen und hatten viele gemeinsame Freunde. Beide heirateten sehr wohlhabende Männer, waren wichtige Gastgeberinnen und bewegten sich in königlichen Kreisen – Shelagh im Grosvenor House in London und in Eaton Hall in Cheshire und Daisy in ihren Schlössern in Pless und Fürstenstein in Schlesien. Shelagh und Bendor liebten sich und als 1904 der überaus wichtige Sohn und Erbe geboren wurde, war die Ehe anscheinend gefestigt. Auch hatten sie ähnliche Hobbys – die Jagd und das Polo-Spiel und eine gemeinsame Leidenschaft für Autorennen und Yachten.

Die von Shelaghs Eltern erwartete finanzielle Unterstützung durch Bendor, die lange Abwesenheit seiner Frau von Zuhause und den Kindern, seine eigenen Vorurteile und konservativen Ansichten, inklusive einer kritischen Haltung gegenüber der Edwardianischen Frivolität, die von Shelaghs Mutter und Schwester so ausgiebig gelebt wurde, belasteten ihre Beziehung erheblich. Als ihr fünf Jahre alter Sohn nach einer Blinddarmoperation im Februar 1909 starb, während Shelagh wieder einmal nicht zuhause war, war ihre Ehe verloren. Bendor machte Shelagh für den Tod seines Erben verantwortlich und warf ihr vor, dass dies der Preis ihrer Vernachlässigung und Sorglosigkeit sei. Der Schein wurde bis zur Geburt ihres nächsten Kindes gewahrt, aber in dem Moment aufgegeben, als ein Mädchen geboren wurde. Bendor machte sich nicht einmal die Mühe, einen Blick auf den neuen Säugling zu werfen!

1913 wollte er die Trennung und bot Shelagh Unterhalt in Höhe von 13.000 Pfund pro Jahr, was sie ablehnte. Der Große Krieg brachte ihnen die Ablenkung, die sie so dringend nötig hatten. Er trat in sein Regiment ein und verwendete das erste gepanzerte Auto in einer Schlacht, während sie ein Militärkrankenhaus in Le Touquet leitete. Für diesen Dienst wurde ihr der CBE verliehen. Im Juni 1917 konnte sie ihm seinen Ehebruch nachweisen und erwirkte eine Scheidung. 1920 heiratete Shelagh Captain James FitzPatrick Lewes. Sie starb 1970. Bendor blieb nicht lange ohne weibliche Gesellschaft. Er ließ sich von seiner zweiten Frau wegen einer Affäre mit Coco Chanel scheiden. Als diese zu Ende ging, heiratete er zwei weitere Male.

Dieses Bild, ohne das Bein eines Fotostativs, das hier am linken Rand noch zu sehen ist, wurde auf dem Titelblatt des Magazins The Car im Mai 1907 abgedruckt. Eine Monat nach der Veröffentlichung des Fotos stand Shelagh wegen gefährlichen Fahrens vor Gericht. Sie gab zu, dass sie es mit ihrem Auto auf eine Geschwindigkeit von 11 Meilen pro Stunde gefahren gebracht hätte und wurde zu 5 Pfund Strafe verurteilt.

Shelagh muss mit den Ergebnissen dieser Fotos aus dem Lafayette Studio sehr zufrieden gewesen sein, die vermutlich Ende 1906 entstanden waren und von denen einige Vignetten Versionen gedruckt wurden, um sie an ihre Familie und Freude zu verteilen. In einem von Daisys Fotoalben klebte Daisy auf einer Seite, die an eine Zusammenkunft im Januar 1907 auf einer von Shelaghs Residenzen (Eaton) erinnert, eine dieser Vignetten aus jener Sitzung neben die Unterschriften ihrer befreundeten Gäste. Dies war eine gängige Praxis bei Wochenend-Gesellschaften auf dem Land und für Daisy sicherlich eine Hilfe, als sie ihre Memoiren verfasste.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum