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Lafayette L1471e
Neg. Date: 20-07-1897

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Frances Evelyn (Daisy), Gräfin von Warwick (1861–1938) geborene Maynard, fotografiert im Juli 1897, im Monat der Feierlichkeiten für Königin Victorias diamantenes Jubiläum.

Die Gräfin von Warwick war bekannt für ihre Schönheit und besaß eine hohe Stellung in der Gesellschaft am Ende der Viktorianischen Ära und der Zeit des "Marlborough House set" (so benannt nach der damaligen Residenz des Prinzen von Wales, dem späteren König Edward VII. Später wurde sie durch ihr Engagement in Arbeiterangelegenheiten bekannt.

Von Hause aus wohlhabend, heiratete sie 1881 den ebenso gut bemittelten Lord Warwick. Als er zum Erben des Titels des 5. Grafen von Warwick wurde, zogen sie 1883 in das traumhaft romantische Warwick Castle. Dort erreichte ihr verschwenderischer Lebensstil seinen Höhepunkt in dem großen Kostümball, den die Gräfin 1895 ausrichtete.

Kritik an der Geldverschwendung für eine solche Gelegenheit wurde nach einem Interview mit Robert Blatchford, einem Journalisten und Gründer der sozialistischen Wochenzeitung Clarion, laut. Das Interview führte dazu, dass die Gräfin sich zum Sozialismus hinwendete. Zufällig lautet das Motto der Familie Warwick: "Vix ea nostra voco" ("kaum nenne ich diese Dinge unsere eigenen")!

Ihr Interesse in soziale Fragen war echt und führte dazu, dass sie eine technische Schule und ein landwirtschaftliches College für arme Mädchen und Jungen gründete. Außerdem veröffentlichte sie einen "wissenschaftlichen" Angriff gegen Kinderarbeit: Die Jugend einer Nation. Physischer Verfall: Seine Ursachen und einige Möglichkeiten der Abhilfe, illustriert mit einem ganzseitigen sehr romantischen Portrait der Herzogin von Ellis William Roberts.

Die Gräfin strebte eine politische Karriere an und kandidierte bei den Wahlen von 1923 für die Labour Partei für Warwick und Leamington. Allerdings war sie für die Parteiführenden oft auch eine Zumutung. Sie sahen in ihrem Engagement lediglich Motive für ein neues Abenteuer und den Versuch, im öffentlichen Interesse zu bleiben. Außerdem sind ihr propagierter Sozialismus und ihre von anderen verfassten journalistischen Beiträge vor dem Hintergrund ihrer wachsenden persönlichen Schulden zu sehen (seit 1899 waren die Warwicks in einer tiefen finanziellen Krise). Sie wurde auch von Gläubigern verfolgt und versuchte verzweifelt, Geld zu beschaffen. 1914 forderte sie 125.000 Pfund von König George V. für die Rückgabe von Liebesbriefen, die sein Vater König Edward VII. ihr geschrieben hatte.

Als dieses Foto entstand, war die Gräfin von Warwick ein häufig gesehenes Mitglied der Gesellschaft. Sie traf Daisy, die als junge Fürstin von Pless zur Saison nach London floh, bei mehreren Gelegenheiten. Im Mai 1903 schrieb sie "Francis Warwick war eine reizende und beeindruckende Semiramis" auf dem noblen Kostümball von Mrs Adair in London.

Das Foto zeigt die Gräfin von Warwick, die sich selber einmal als "noch nicht anarchistisch" bezeichnete, in der sehr aristokratischen Pose, die durch Sir Joshua Reynolds Malerei vor einer friedlichen englischen Landschaft als Hintergrund bekannt wurde.

Das Bild wurde auf dem Cover des Country Life Magazins am 18. September 1897 veröffentlicht.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum