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Lafayette L1468a
Neg. Date: 17-07-1897

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Lady Randolph Churchill, geb. Jennie Jerome (1854–1921)

1897 war Lady Randolph bereits Witwe und man sagte, dass sie eine Mätresse des zukünftigen König Edwards VII. gewesen wäre. Ihre Diskretion über diese Affäre wurde in ihren eigenen Memoiren wie folgt zusammengefasst: "… es wird einige geben, für die diese Erinnerungen interessant sind, und zwar hauptsächlich wegen dem, was ungesagt blieb."

Auf dem Devonshire House Ball stellte sie die für ihre Schönheit berühmte Theodora aus dem 6. Jahrhundert dar, die nach dem griechischen Autor Prokop von einer gewöhnlichen Tänzerin zur byzantinischen Kaiserin aufgestiegen ist. In Decline and Fall of the Roman Empire (Verfall und Untergang des Römischen Reiches) zitiert Gibbon Prokop, der eine ihrer unzüchtigen Praktiken beschreibt, bei der Gerste, Korn, Sklaven und Gänse Verwendung fanden.

Die Geschichte wurde mit dem Theaterstück Theodora von Victorien Sardou wieder populär. Die Titelrolle spielte Sarah Bernhardt 1884 in einer majestätisch üppigen Produktion am Port St. Martin Theater in Paris.

Das Kostüm, das Lady Randolph zum Ball trug (und das sie auch zu anderen Kostümbällen bis 1911 trug), war zweifellos durch Bernhardts Erfolg inspiriert. Es wurde aber von dem orientalistischen Maler JJ Benjamin-Constant entworfen und von JP Worth of Paris ausgeführt. Der Wirkung des Kostüms war erstaunlich:

"Perlenreihen krönten ihren Kopf. Ein Perlenreifen umgab ihre Stirn. Perlenketten, drei große und vielleicht ein Dutzend kleine, bedeckten ihren Hals. Zwei gigantische Perlen, eine schwarze und eine weiße, hingen daran. Ein weiterer enormer Perlenreif um die Schultern reichte bis zur Taille. Die berühmten Marlborough Juwelen wurden ihr für diesen Abend geliehen.

Ihr Seidenkleid war mit reicher Goldstickerei nach byzantinischem Vorbild bestickt. Die Muster deuteten geheimnisvolle Zeichen und Symbole an. Von ihrer Krone aus Perlen hing ein flatternder Schleier aus dem Material, das die Griechen gewebte Luft nannten. In ihrer rechten Hand trägt sie den Reichsapfel des Oströmischen Reiches (es war das Original aus dem British Museum), der sie am Tanzen hinderte."

Lady Randolph hielt die Lieblingsblume von Kaiserin Theodora in der Hand – die weiße Lilie. Ihr Haar war nicht in der üblichen Weise frisiert, sondern fiel offen über die Schultern. Dies deutete im Viktorianischen Zeitalter entweder darauf hin, dass sie nicht verheiratet war oder sich nicht sittlich verhielt. Zeitungsartikel beschrieben den Stoff ihres Unterkleids als "östlich" mit grünen und violetten Stoffbahnen. Der Saum des Kleides war mit handgemalten Engeln in einem Kreis aus Samt mit Perlen und Goldapplikationen versehen – einem Motiv, das Worth 1891 beim berühmten "Lohengrin Cloak" verwendete. Es wurde von der Dame Nellie Melba bestellt und bei einer Aufführung für den Zaren und der Zarin in Russland von ihr getragen.

Auf diesem Ball traf Lady Randolph ihren zweiten Ehemann zum ersten Mal – es war Daisys Bruder George in einem unglücklich gewählten Kostüm. Lady Randolph verliebte sich unsterblich in George. Sie gab sich keine Mühe, ihre Gefühle zu verbergen, wenngleich zu jener Zeit eine solche Beziehung in bestimmten Kreisen mit Missbilligung betrachtet wurde. Anlässlich eines Besuchs des Großherzogs Michael einige Zeit nach dem Ball schrieb die Frau des Kammerherrn des Großherzogs über Lady Randolph: "Sie war eine schöne Frau und spielte himmlisch Klavier. Sie war geistreich, lebendig und verliebt in den jungen George West."

Das Bild entstand im Lafayette Studio zwei Wochen nach dem Ball.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum