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Lafayette L2827h
Neg. Date: 11-10-1901

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Fürstin Daisy von Pless (1873-1943)

1901 entstand dieses Porträt. In jenem Jahr feierten Daisy und ihr Mann, Hans Heinrich XV., Fürst von Pless, den zehnten Hochzeitstag. Im selben Jahr wurde das Ehepaar mit einem Sohn und Erben gesegnet. Es war auch das Jahr großer Veränderungen in der Welt, die mit dem Tod des deutschen Kaisers Großmutter – der Königin Victoria, und der Thronfolge seines Onkels Edward VII., zusammenhingen.

Kaiser Wilhelm II. hatte keine gute Beziehung zu seinem englischen Onkel. Als seine Mutter, die verwitwete Kaiserin Friedrich starb, blieb er alleine zurück und hatte niemanden aus der unmittelbaren Familie, den er um Rat fragen konnte. Indem Wilhelm II. Bismarck entließ und ein Telegramm an Krüger schickte, in dem er deutlich machte, dass er die Buren unterstütze, beging er schnell seine ersten Fehler.

Als Daisy sich Gedanken bezüglich der ersten Jahre des neuen Jahrhunderts machte, kam sie zu dem Schluss, dass diese "der Beginn des Niedergangs des deutschen Kaisers waren."

1901 war ein typisches Jahr im Leben von Daisy und Hans. Sie nahmen an gesellschaftlichen Zusammenkünften teil und unternahmen zahlreiche Reisen. Im Februar war die Hochzeit von Daisys Schwester Shelagh mit dem Herzog von Westminster in London. Nach der Kreuzfahrt durch die skandinavischen und baltischen Gewässer reisten sie im Juli nach Russland.

Den August verbrachte Daisy in Schottland, während Hans in Cowes segeln ging. Daisys Freude am Urlaub wurde jedoch von der Nachricht vom Tod der Kaiserin Friedrich getrübt. Für Daisy war es, "als hätte ich eine zweite Mutter verloren. Es löste bei mir ein sehr starkes Gefühl der Einsamkeit und Schutzlosigkeit in Deutschland aus."

Anfang Oktober reiste das Ehepaar nach Darmstadt, um den Großherzog und die Herzogin von Hessen zu besuchen. Die Herzogin war die jüngere Schwester der Kronprinzessin Marie von Rumänien, welche wiederum eine sehr enge Freundschaft zu Daisy hegte.

Wenig später brachen sie nach England auf, um sich mit Shelagh Pferderennen anzusehen. Vermutlich besuchte Daisy während dieses Besuchs in England das Atelier von Lafayette, um dort Porträts von sich anfertigen zu lassen.

Ende des Monats waren sie Gäste des Großfürsten Michail und seiner Frau, der Gräfin de Torby. Anschließend machten sie sich auf den Weg zu Daisys Eltern, um mit ihnen etwas Zeit zu verbringen. Es folgte eine weitere Reise zu einer Feier von Lord Savile. Danach reisten sie eilig nach Hause nach Fürstenstein, um ein Fest für Prinz Albert von Schleswig-Holstein auszurichten. Nach einer Jagdgesellschaft in Pless mit dem deutschen Kaiser als Ehrengast brach das Ehepaar erneut auf, um eine Einladung des Prinzen und der Prinzessin Hatzfeldt in Trachtenberg (Żmigród) in Schlesien, wahrzunehmen.

Ein Jahr zuvor hatten Daisy und ihre Freundin Kronprinzessin Marie von Rumänien ähnliche Porträts bei einem anderen Londoner Gesellschaftsfotografen bestellt. Wahrscheinlich ahmt Daisy auf dieser Fotografie eine der am meisten geglückten Posen Prinzessin Maries nach. Sie spielt auf ein Porträt Lady Hamiltons "mit dunklem Haar an, das mit einem weißen Schal bedeckt ist" und von dem Maler George Romney angefertigt wurde. Dabei erscheint die Lady als "alte Jungfer". Ein weißer Schal aus Chiffon umfängt ihre Frisur im Stile eines cache-poussière, einer Art Cape oder Umhang. Dabei zeigt sie, dass auch Reisekleidung elegant sein kann.

Das Porträt wurde auf der Titelseite des The Lady Magazins am 2. Juli 1903, veröffentlicht.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum