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Lafayette L2827
Neg. Date: 11-10-1901

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Fürstin Daisy von Pless (1873-1943)

Vom Anbeginn ihrer Ehe scheint Daisy sich sehr für Kleider interessiert zu haben. Während einer Indienreise im Jahr 1896 vertraute sie ihrem Tagebuch an: "Ich hatte ein weißes Kleid mit viel Spitze in Kalkutta anfertigen lassen & ich kann es sehr weit ausbreiten & herumwirbeln lassen. Es ist unten 20 Yards weit und ohne Rockstützen."

Auf ihren Reisen nach Paris kaufte sie liebend gern Kleider ein. "Alle meine Kleider waren ein großer Erfolg und Hans [Heinrich] sagte, ich war die am besten gekleidete Frau bei den Rennen. Alles sehr schlicht und gerafft…" Daisy war der Meinung, es stünde ihr am besten, ihre Taille zu betonen und die Schultern nicht zu bedecken, um so ihre durchscheinende, gertenschlanke Erscheinung hervorzuheben. Blasse Farben und zarte Muster galten für sie als "Idealbild zurückhaltenden Reichtums".

Es gibt einen Hinweis im Plesser Schlossarchiv, dass Daisy von ihrem Ehemann in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg eine verblüffend hohe Summe von fast 10.000 Pfund jährlich für Kleider erhielt – obwohl das nur ein Viertel des Betrages war, den sie anforderte!

In ihrer Kindheit war es für Daisy wenig schmeichelhaft, wenn sie von ihren Kindermädchen und Ammen mit ihrer Mutter verglichen wurde, "einer der lieblichsten Frauen ihrer Zeit". Sie machten Daisy deutlich, "wie hässlich ich war. Meine Ohren waren zu klein, mein Mund zu groß und meine Nase zeigte nach oben."

Nach einem Ball, der von Daisys Schwester Shelagh veranstaltet wurde, bemerkte die Kronprinzessin von Rumänien in einem Brief, in dem sie die Vorzüge der weiblichen Gäste diskutierte: "Unter ihnen ragte Fürstin Daisy von Pless heraus, hochgewachsen und ausnehmend Englisch mit ihrem blass-rosefarbenen Teint. Ganz in Gold gehüllt, mit einem hohen diamantenen Diadem auf ihrem honigfarbenen Haar, heiter lächelnd und allen Männern gegenüber freundlich gesinnt, war sie eine Wiedergeburt jener Tage des Friedens, Reichtums und allgemeinen Wohlstands."

Das Diadem, auf das die Kronprinzessin Bezug nimmt, war höchstwahrscheinlich dasselbe, das in dieser Bilderserie zu sehen ist. Der in gotischem Stil gehaltene qualitätvolle Kronreif ist mit Diamanten und Perlen besetzt. Die Gestalt des Diadems war vermutlich eine Anspielung auf Daisys fürstlichen Rang. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr neuer Schwiegervater ihr dieses Diadem schenkte. Sie war deshalb sehr aufgeregt und behauptete, dass sie sich an nahezu nichts anderes bei ihrer Trauung in St. Margaret's Church in Westminster erinnern konnte:

"Ich war viel zu aufgeregt, um viel von Zeremonie behalten zu können, außer dass ich ein Diadem tragen musste, das mein Schwiegervater mir als Hochzeitsgeschenk überreicht hatte. Einer meiner neuen Titel war der einer Gräfin des Heiligen Römischen Reiches. Das Diadem war eine Nachbildung jener Kronen, die vor langer Zeit von Damen dieses Ranges getragen wurden."

Der deutsche Kaiser erwähnte häufig Daisys Schmuck. Sein Kommentar zu diesem Diadem war, dass "es aussah wie ein Fächer". Elf Jahre später, als sie ein neues Diadem in der Berliner Oper trug, bemerkte der Kaiser ihr gegenüber: "Ihr Diadem, das Sie bei früherer Gelegenheit trugen, war zu hoch. Ich hatte das Bedürfnis, es heruntergeschlagen zu sehen".

Daisys Kommentare über Kleidung und Gehabe der Damen aus deutscher Gesellschaft, die "Unter den Linden" promenierten, konnten zu dieser Zeit sehr vernichtend sein: "Die Frauen bewegen sich ohne Grazie und sie haben weder die Gabe, ihren Rock so zu raffen wie die Französinnen, noch können sie ihn mit der Entschlossenheit einer Engländerin vom Boden fernhalten. Die Mode, sich in Chiffon zu hüllen und nur den Oberkörper ablichten zu lassen, tauchte erstmals auf Fotos von 1898 im Lafayette Archiv auf und nach 1902 nicht mehr. Es ist möglicherweise von Bedeutung, dass von allen in ähnlichen Posen Porträtierten im Lafayette Archiv, nur diese von Daisy stellen eine Frau mit einem Diadem dar.

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum