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Siniti Devi, Maharani von Cooch Behar (1864–1932)

Siniti Devi, Maharani von Cooch Behar (1864–1932) war die Tochter von Keshub Chandra Sen – einer der führenden Persönlichkeiten einer Bewegung im Hinduismus, die für eine Orientierung an den Westen und eine Rationalisierung stand. Ihre Ehe mit dem jungen Maharadscha von Cooch Behar war erst möglich, als den reformorientierten Hindus aus der Organisation ihres Vaters zugesichert wurde, dass die Zeremonie ohne die abgöttischen Teile ablaufen würde. Der reformorientierte Glaube der Cooch Behar Familie brachte die Orthodoxen so durcheinander, dass sie sogar eine Generation später, von Prinzessin Brinda von Kapurthala als "Abtrünnige Hindus" bezeichnet wurden.

In der Tat hat das Cooch Behar Paar 1887 ein Tabu der Hindus gebrochen und die kala pani überquert – bzw. das "schwarze Wasser", wie der Ozean auch genannt wird – um nach England zu Königin Victorias goldenem Jubiläum zu kommen. Normalerweise hätte dies den Verlust der Kaste bedeutet, was anscheinend bekannt war, denn sie wurden sofort in den königlichen englischen Kreisen akzeptiert..

In Siniti Devis Nachruf in der Times heißt es, dass von ihrem Vater "die Intensität der Gefühle, die Wärme des Herzens, eine schnelle Auffassungsgabe und einen unerschütterlichen Glauben in das Ungesehene" geerbt hat. Die britische Kolonialregierung betrachtete die Ehe der 14-jährigen mit Wohlwollen, schließlich war Siniti Devi "ein kultiviertes Mädchen, die eher eine Hilfe als ein Hindernis [in den Beziehungen zum zu dem Maharadscha ist].".”

Viele indische Adlige verbrachten Zeit in England – die Maharani bezeichnete es als "ihr zweites zuhause," und um den Widerstand der vizeköniglichen Verwaltung zu überwinden legten sie ärztliche Atteste vor, laut denen man kühle Luft aus gesundheitlichen Gründen brauchte! Das königliche Cooch Behar Paar besuchten England häufig und schickte seine vier Söhne in Eton zur Schule, damit sie eine "vollständige Englische Erziehung" genossen. Eng mit der britischen königlichen Familie verbunden, genossen es die Cooch Behars sichtbar, in England zu sein und ihre Kinder westlich zu erziehen, mit Besuchen des Hofes, der Oper, des Theaters und natürlich der Rennen in Ascot.

Die Maharani wurde gesehen, wie sie in London in "feinster Gesellschaft" ausging, obwohl es bahnbrechend für eine indische Dame eines hohen Standes war, sich nach der europäischen Kleiderordnung zu kleiden. Die Tatsache, dass keine Bilder der Maharani in der Presse abgedruckt wurden, mag darauf hindeuten, dass die Öffentlichkeit in Cooch Behar noch nicht reif war, zu sehen wie westlich orientiert die Maharani bereits war.

Während ihres Aufenthalts in Cooch Behar 1896, als Hans Heinrich in einem anderen Teil Indiens zur Jagd war, war Daisy überzeugt, dass die Maharani nichts von den Gefühlen des Maharadschas für Daisy ahnte. Gleichwohl hielt Daisy die Maharani für "ein wenig verrückt" und "was für ein Narr die Frau ist" und gab ihr die Schuld am Unglück des Maharadschas. Daisy notierte: "sie beobachtete ihn wie eine Katze, ist unglaublich eifersüchtig, erzählt jedem unangenehme Dinge über ihn (was ziemlich wahr ist, denn sie erzählte mir, dass sie wie eine Europäerin behandelt werden möchte, & noch nicht die Ideen oder die Ausbildung einer Europäerin hat, & sehr engstirnig ist)." Nachdem Daisy über die Beschwerden der Maharani und ihr Verlangen nach einer Trennung vom Maharadscha berichtete, schloss sie daraus, dass "sie die unzufriedenste Frau ist, die ich je getroffen habe."

Auf diesem Bild aus dem Jahr 1902 trägt die Maharani ein Kleid aus weißer Seide (von einem "französischen Modemacher) mit einem mit Gold bestickten "Empire"-Kranz, einen Fächer aus Straußenfedern und ein Diadem, das sie zur Krönung König Edwards VIII. am 9. August 1902 trug.

In ihrer eigenen Biographie zählt die Maharani irrtümlicherweise das "Pless Paar" in einen langen Liste Adliger auf, die Cooch Behar zur Jagd besuchten. Vorsichtig berichtet sie bei ihren Erinnerungen auch über die Krönung von 1902, dass "ich zwischen Prinzessin Friederike von Hannover und Fürstin Daisy von Pless stand… Ich hörte, dass mein Diadem als das schönste erachtet wurde."

Die Maharani überlebte ihren Mann um mehr als zwanzig Jahre. Sie sah ihren ältesten Sohn nur zwei Jahre an der Macht bevor er sich selber 1913 zu Tode trank.

Sie besuchte das Lafayette Studio zu mindestens drei weiteren Gelegenheiten 1902, 1910 und 1921, als sie eine Reihe von Porträts machen ließ, auf denen sie das traditionelle Weiß der indischen Witwen und keinen Schmuck trug. Dieses Foto entstand für ihre Autobiographie einer indischen Prinzessin, in dem sie über Symbolik des Witwenstandes erzählt:

Als ich meine Armreifen abnahm und sie [die Kinder] mich in der Kleidung einer Witwe sahen, schrien sie: "Mutter, wirst du nie wieder Armreifen tragen, wirst du wieder diese wunderschönen Ohrringe tragen?" "Doch," sagte sie, "das werde ich, wenn ich euren Vater in der nächsten Welt treffe."

deutsche Übersetzungen copyright von dem Oberschlesichen Landesmuseum